…  im Oktober 1947 in Heidelberg zur Welt gekommen und dort bis zum Abitur zur Schule gegangen. Nach der Bundeswehrzeit im kalten Lütjenburg an der Ostsee habe ich in Hannover Landschaftsplanung studiert. Die Summe des dort angeeigneten Stoffes würde man heute eher als stadt- und landschaftsplanerische Ökologie zusammenfassen. Das Studium in Hannover hat mich geprägt bis heute, auch und natürlich, weil diese Jahre in die Hochphase der Studentenbewegung fielen und weil der MSB Spartakus, von dem heute kaum jemand mehr etwas weiß, in diesen Jahren eine bedeutende studentische Kraft war. Wer erinnert sich heute noch daran, dass das „M“ in MSB marxistisch heißt?

Schon am Haupteingang der ‚“grünen“ Fakultät IV sah man, dass der studentische Lehrplan auch alternative Inhalte aufwies …

Danach habe ich, wieder zurück in Heidelberg, einige Jahre in einem großen Ausführungsbetrieb des Garten- und Landschaftsbaus gearbeitet, was man durchaus als praktische Ergänzung des Studiums sehen kann, bis es mich 1978 nach Kassel verschlagen hat. Um die Reize dieser Stadt wusste ich damals noch nicht. Ich hoffte auf meinen Fahrten zwischen Heidelberg und Hannover bzw. Heidelberg und Lütjenburg (in der Nähe von Kiel) immer wieder, dass mein Auto bitte nicht in Kassel liegenbleiben möge. Obwohl ich von den Hintergründen des Spruchs „Ab nach Kassel“ kaum etwas wusste. Jedenfalls hat der Stadt-Name Kassel damals keine positiven Schwingungen bei mir ausgelöst …

Die Arbeit und mein Leben hier in Kassel hat dann meine Einstellungen zu dieser Stadt langsam verändert: Auch wenn der Wechsel von einer vom Krieg verschonten, mit einer wunderschönen  Altstadt gesegneten kurpfälzischen Metropole zu einer im Krieg fast komplett zerstörten und danach ausgesprochen unglücklich, aus stadtplanerischer Sicht kritikwürdig wieder aufgebauten auto-gerechten Nachkriegsstadt schwer zu verkraften war. Die Jahre nach der Teilung Deutschlands und die damit verbundene Lage Kassels im sogenannten Zonenrandgebiet haben nicht unbedingt dazu beigetragen, dass Kassel seine Kriegsschäden kreativ, rasch und phantasievoll hätte bewältigen können.

Dass mich die Bundesgartenschau GmbH (Buga) einstellte, war einem puren Zufall zu verdanken: Ein Ingenieur aus der Heidelberger Firma, in der ich bis 1978 arbeitete und wo ich schon gekündigt hatte, war inzwischen Bauleiter in eben dieser Buga. Er erzählte mir, dass sie dort einen Planungskoordinator suchten. Er sollte recht haben mit seiner Meinung, dass mir die Stelle auf den Leib geschrieben wäre.

So kam es, dass diese Gartenschau in Kassel mein erstes Projekt wurde, das ich mitgestalten durfte. Sie konnte im April 1981 pünktlich und mit schwarzen Zahlen eröffnen. Hans Eichel war es zu verdanken, dass mit dieser Gartenschau in und für Kassel erste, ganz eindeutig ökologische Ziele gesetzt und auch erreicht wurden: Die kommunalen Eigenmittel dieser nicht immer positiv für die jeweils durchführenden Städte ablaufenden gärtnerischen Großveranstaltungen reichten in etwa aus, um im Osten der Stadt ein ökologisch und sozial bedeutendes Seengebiet, heute Buga-See genannt, zu bauen und zu finanzieren. Für die Stadt war diese zweite Bundesgartenschau in vielerlei Hinsicht ein echter Gewinn. Auch für mich war sie eine große Herausforderung und Bestätigung gleichermaßen. Als Projektleiter mit dazu beigetragen zu haben, dass diese Veranstaltung für die sechsmonatige Super-Schau mit ausgesprochen positiven Ergebnissen über die Bühne ging, hat auch mich befriedigt. Die Belastung in den beiden letzten Jahren vor der Eröffnung war enorm. Das Wichtigste aber war, dass die Stadt langfristig ökologisch von dem Projekt profitiert und mit dieser Gartenschau neue, ökologische Zielsetzungen als Maßstab vorgegeben hat.

Die schon während der Gartenschau praktizierte Kooperation mit vielen Ämtern der Stadt brachte für mich im Anschluss an die Arbeit in der Buga GmbH den Wechsel erst zum Amt für kommunale Gesamtentwicklung, später dann zum Planungsamt der Stadt Kassel. In diese Zeit fiel mit dem Umbau der Hasenhecke u.a. die erste Konversion eines Militärgeländes im Nord-Osten der Stadt, die ich als Projektleiter mit realisieren konnte.

Von 1988 bis 2009 war ich mit der sogenannten Wiedergründung der Unterneustadt betraut. Auch wenn damit nur der historische Kern der Unterneustadt gemeint und das Volumen der Maßnahme eher überschaubar war, so waren die Zielsetzung und die für die Realisierung gesetzten Maßstäbe komplex und vorbildlich. Bei der Arbeit in der speziell dafür gegründeten GmbH war ich erneut als Projektleiter für die Stadt dabei, um einen ausgesprochen wichtigen, späten Wiederaufbau am Ostufer der Fulda in Szene zu setzen. Eine Arbeit, die erfreulicher Weise ausgesprochen positive Auswirkungen haben sollte.

Inzwischen, schon eine ganz Weile in Rente, bleibe ich meinen ökologisch-stadtplanerischen Grundeinstellungen treu, schreibe Artikel da und dort, mache (weiter) Kommunalpolitik im Zweckverband Raum Kassel (ZRK) und im Naturschutzbeirat des Landkreises Kassel, produziere eigenes Obst, Marmelade und Liköre und erzeuge auf und mit meinem Niedrigenergiehaus (Einzug 1991) mehr Strom als wir selbst verbrauchen können.

Als Gründungsmitglied im Bündnis gegen Antisemitismus Kassel (BgA) achte ich mit meinen MitstreiterInnen darauf, dass insbesondere regionale antisemitische Entgleisungen und Hass auf Israel nicht unkommentiert bleiben. Während der documenta 15 2022 hätte Vieles anders und besser verlaufen können, wären unsere schon im Januar 2022 – qualifiziert und sauber recherchiert – vorgetragenen Warnungen und Analysen von den Verantwortlichen ernst genommen worden. Nun ist der Schaden groß und inzwischen wissen sogar die hiesigen Kommunalpolitiker, dass man Antisemitismus bühnenreif präsentiert bekommt, wenn man BDS (Boycott, Divestment and Sanctions) – Sympathisanten und Unterzeichner des „Letter Against Apartheit“ mit dem Kuratieren einer Weltkunstausstellung betraut. Ob davon jemand schlauer geworden und welche Konsequenzen aus dem Debakel gezogen werden, wird man noch sehen.

Und wie es mit meiner Seite hier weitergeht, wird man ebenfalls sehen.

Ich vermute, dass die sich, wie alles andere auch, wandeln wird.