Meister Hilgen und der Hessentag
Immerhin 15.000 Euro hat es sich die Stadt kosten lassen, einen Photoband zum Hessentag 2013 mit mehr oder weniger gelungenen Bildern zum Ereignis herauszugeben. Er ist zum Jubelband für OB Hilgen geraten. Da unten ist er, unser gewählter Boss, das Oberhaupt der Stadt, der Gemeinde, der Bürgermeister, der Meister der Bürger. Ihm haben die Kasseler Bürgerinnen und Bürger im Wahlakt der z.Z gültigen demokratischen Spielregeln, bei einer Wahl unter 4 Bewerbern um das politische Hochamt, die Meisterschaft des Gewinners übertragen. Er ist der Chef in Kassel, er repräsentiert uns, uns alle, die Großen und Kleinen, die Prominenten und Namenlosen, die Reichen und die Armen. Einfach alle: Auch wenn Hilgen tatsächlich nur von einem Viertel der Wähler wirklich zum Meister auserkoren worden war…. Hier ist er zu sehen: Der freundlich-seriöse Herr im Silberlook, inmitten von Jugendlichen, eingerahmt und dekoriert von einem fröhlichen Veranstaltungsteam. Im Hintergrund die Menge der Menschen, die zum Erlebnis des Frohsinns, des unvergesslichen Festes, des HESSENTAGES, herbeigeeilt sind.
Da 2013 nicht nur der HESSENTAG zu zelebrieren war, sondern auch die 1100 jährige Existenz der Stadt, war und musste über lange Zeit richtig ausdauernd und auch schon ein bisschen für die Zukunft mit gefeiert werden. Das gute Leben in der Stadt wird dabei in allererster Linie durch unseren wahrhaft repräsentablen Meister demonstriert. Und dafür, zum Repräsentieren, braucht man unbedingt einen teuren Photoband, bezeichnender Weise ohne Text, der allen, die an diesen Festen und Feierlichkeiten teilgenommen haben, noch einmal eindringlich vor Augen führt, wie schön es war… Und wie schön vor allem unser Meister war, wie hübsch er sich in Szene gesetzt hat. Dabei hat es der Meister und seine von ihm Beauftragten tatsächlich fertiggebracht, dass er permanent und bei jeder noch so banalen Aktivität mit auftaucht. Auf den ansonsten völlig inhaltsleeren 150 Hochglanzseiten ist der Meister, 93 Mal selbst abgebildet und das auf die teils unglaublichste Art und Weise: von vorne, von hinten, von der Seite, mit Tischtennisschläger und ohne, beim Bungee- Jumping, im Oldtimer, neben dem Ministerpräsidenten, neben und in den Menschenmassen….
Und immer adrett gekleidet, meistens mit durchaus geschmackvollen Krawatten. Die Selbstinszenierung mag gar kein Ende nehmen: Er ist nämlich nicht nur insgesamt die besagten 93 Mal zu bestaunen, nein, er ist auch ganze 20 Mal ganzseitig, 3 mal dreifach, 4 mal vierfach, 1 mal sechsfach und 3 mal siebenfach zu sehen… Wir fordern zum Nachzählen auf, weil wir uns durchaus verzählt haben könnten. Denn, das muss man zugegeben: Schon nach einigen Seiten wird es derart langweilig, dass schon das Umblättern schwer fällt. Wer sich entscheiden sollte, sich das Werk zum Kasseler HESSENTAG 2013 schenken zu lassen oder es gar zu erwerben, hat nur ganz kurze Durststrecken ohne ein Hilgen-Foto zu ertragen. Auf jeder Seite kommt der Meister der Stadt im Schnitt 0,62 mal pro Seite vor, auf der Doppelseite immerhin schon 1,24 mal. Ein Buch, ein Bilderbuch, ein Kasseler Jahrhundertwerk – einfach herrlich zum Angucken, zum Betrachten, zum Bewundern, aber natürlich auch – das ist nicht verboten – zum Schmunzeln. Wir wünschen viel Vergnügen!
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