Hilgen: ein erfolgreicher Oberbürgermeister?

Nachdem die SPD 1993 unter und mit OB Bremeier unvergesslich abstürzte – in feudaler Machtvergessenheit versuchte die SPD damals ihren Wählerinnen gleich drei Kröten auf einmal in den Mund zu stopfen – bedurfte es langer Lewandowski–Jahre, bis Kronprinz Hilgen die SPD wieder zurück an Macht und Pfründe führen durfte. Erst aber mussten die Lollies (als Symbol von Tempo 30 undiskutiert), die Erhöhung der Getränkesteuer (wie bringt man den kleinen Mann schnell und effektiv gegen sich auf!) und die Jahrhunderttreppe auf dem Königsplatz (zum documentaKunstwerk geadelt und mit praktischem, braun verkleidetem Holzklosett darunter) ein wenig in Vergessenheit geraten. Der Mann hat zwei Anläufe genommen und dann doch keine Multifunktionsarena gebaut. Es hat damit weder auf den Giesewiesen noch auf dem Salzmanngelände geklappt. Er hat ein technisches Rathaus – auch bei Salzmann – bauen wollen. Auch das ist kläglich gescheitert, wie auch die personell daran geknüpfte Männerfreundschaft mit dem Ex-Investor von und für Salzmann, Herrn von und zu Rossing. Der ist inzwischen ganz aus der Mode gekommen, fast zur Unperson geworden! Hilgens Flughafen (den allerdings hat er geerbt von Vorgänger Lewandowski) ist zum Gespött der Nation geworden. Inzwischen reden selbst seine glühendsten Verehrer davon, ihn wieder zum Verkehrslandeplatz zurückzustufen. Was der alte Flughafen ja einst auch schon war. Dass Hilgen Dr. Barthel zuerst schassen wollte, ihn dann aber als unsozialen Sozialdezernenten behielt, blieb nicht folgenlos. Unvergessen ist der verlorene Prozess der Stadt Kassel, weil Hilgen Barthel erlaubte, den Ärmsten der Stadt die Kosten für die Unterkunft (KdU) zu pauschalisieren und damit zu kürzen. Gegen Recht und Gesetz!

Ein sozialdemokratischer Oberbürgermeister und sein Sozialdezernent greifen den Schwächsten der Stadt in die Tasche und rühmen sich noch der eingesparten Beträge. Unter Hilgen, wir erinnern uns, ist auch die mit Preisen ausgezeichnete Joseph-von-Eichendorffschule dicht gemacht worden, obwohl sie in Sachen Integration ein Vorzeigeobjekt für Kassel gewesen ist. Und dann erst die geniale Verkehrspolitik dieses Mannes: Für richtig viel Geld wird im Jahr 2012 ein sogenannter Verkehrsentwicklungsplan auf den Weg gebracht. Nach langen Jahren der Datenerhebung und Planung liegen erste Konzepte vor, zu denen u.a. auch der Vorschlag gehört, auf einigen der massiv belasteten Hauptverkehrsstraßen Tempo 30 einzuführen. Kassel, ohnehin stark belastet durch Feinstaub und Lärm, hätte dringend Entlastung nötig. Die Reaktion der von Hilgen geführten SPD: mit uns gibt es auf keinen Fall Tempo 30 auf der Holländischen etc.. Egal, was da der Fachdezernent denkt: die SPD, die ihr Tempo- 30-Trauma aus 1993 längst noch nicht verarbeitet hat, bleibt autolobbyistisch und vergibt damit schon am Anfang der Debatte um eine bessere und ökologischere Verkehrspolitik große Chancen! Jetzt ist Hilgen schließlich, nachdem er zuerst seinen Parteigenossen Kaiser aus dem Chefsessel geschubst und sich selbst zum Aufsichtsratschef der Städtischen Kliniken gemacht hat, auch noch der Mann, der anstelle von Dr. Sontheimer einen neuen Klinikchef ins Boot geholt hat.

Ob sich diese Wahl am Ende als glücklich erweisen wird, werden wir noch sehen. Und um das Maß voll zu machen, hat sich Hilgen jetzt auch noch mit der aktiven Kasseler Kunst-, Kultur- und Stadtgeschichtsszene überworfen, weil er ohne jede öffentliche Fachdebatte das gesamte Konzept der städtischen Museen von den Füßen auf den Kopf gestellt und dabei Frau Dr. Dörr vor die Tür gesetzt hat. Nicht nur die Experten z.B. vom Geschichtsverein befürchten einen „radikalen Bruch im stadtgeschichtlichen Wissen“. Aber wir dürfen bei aller Kritik nicht vergessen: Der große Meister hat ja auch den größten und besten Hessentag aller Zeiten veranstaltet. So was hat Hessen wirklich noch nicht gesehen. Im schönen Sommer 2013 schwingt sich der Meister gelungener Inszenierungen auf zu ganz großen Höhen. Das, was Hilgen dabei geleistet hat, lässt sich nicht einfach publizistisch, statistisch oder sonst wie feiern und würdigen. Nein, es gibt dafür einen fulminanten, sehr zu empfehlenden Fotoband über und zu dieser beeindruckenden Oberbürgermeister-Leistung: 140 Seiten, kein Text, dafür aber 97 mal Hilgen in Farbe, teils ganzseitig. Einfach traumhaft. Das müssen Sie sich unbedingt besorgen und durchblättern. Sie werden unsere Begeisterung teilen.

Wir beten und hoffen: Mögen ihn seine wackeren Sozialdemokraten bald für weitere 5 Jahre auf den Schild heben! Dann kann in Kassel nichts mehr schief gehen.

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