Neue Altmarktkreuzung: Untergang Kassels wieder ausgeblieben

Nach der Wiedereröffnung der Altmarktkreuzung erscheint Ende September in der HNA ein entlarvender Artikel. Unter dem Hinweis auf die hohen Kosten (4,2 Mio. Euro) checkt die HNA die Wartezeiten an den Ampeln für die PKW’s und vergleicht akribisch, wie die Wartezeiten an den Ampeln für die verschiedenen Geradeausbeziehungen bzw. die Links- und Rechtsabbieger nach dem Umbau genau aussehen: vor dem Umbau, in der Prognose und nach dem Umbau. Unterm Strich: die vermuteten Verschlechterungen für die Autofahrer sind nicht eingetreten. Es gibt im Gegenteil teils deutliche Verbesserungen, so z.B. für die Linksabbieger von der Weserstraße zur Fuldabrücke und von der Fuldabrücke in die Brüderstraße. Die Tatsache, dass nun – nach dem dringend erforderlichen und längst überfälligen Umbau – behinderte Menschen ungehindert das Finanzamt erreichen können, dass sich Radfahrer und Fußgänger den Gang über die Treppen schenken können und dass nun allen Nutzern des öffentlichen Verkehrs verbesserte Angebote zu Verfügung stehen: Für all das hat die HNA nur wenige Zeilen, nur einige Buchstaben übrig. Eine plumpere Parteinahme für die Mobilitätsform, die den Städten und ihren BewohnerInnen die Luft zum Atmen nimmt, Verkehrstote und –verletzte in rauen Mengen produziert und Kommunen wegen der Aufwendungen fürs Auto an den Rand des Ruins bringt, kann man sich nicht vorstellen! Aber die HNA, wie sollte es auch anders sein, geht mit der Zeit! Diese Form ungeschminkter Interessenvertretung für das Auto ist dennoch peinlich. Aber in Zeiten, wo das Kartell aus Autokonzernen, Lobbyisten und Politik ob des VW AbgasSkandals nur noch in Unterhosen dasteht, passt die Parteinahme der HNA gut ins Bild. Gut passt aber auch das alte Zitat von Karl Marx im „Kapital, Bd. 1“, wo er einen englischen Gewerkschaftsführer zitiert: „….mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es
wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens….“

Und wie Recht er hat: Statt in Abgastechnologie zu investieren, werden mit Rückdeckung der Politik und geballter Macht der Lobbyisten Autokonzernbilanzen optimiert. Wenn’s brennt, schlägt die Kanzlerin höchstpersönlich in Brüssel auf und unterbindet schärfere Abgasgesetze. Und niemand traut sich, ihr zu widersprechen! Aber genau dafür sind sie ja da, die Damen und Herren in Berlin, Wiesbaden und anderswo. Dass es nun gerade und ausgerechnet US- amerikanische Behörden waren, die die VW-Schweinerein aufgedeckt haben (und weiter aufdecken), muss weh tun. Wo doch keine Gelegenheit ausgelassen wird, die USA umweltpolitisch an den Pranger zu stellen. Das wird den deutschen Saubermännern in Industrie, Wirtschaft und Politik richtig weh tun!? Hoffentlich.

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