Gebaut, um den Atem zu rauben
Wären die BMW’s bzw. ihre Abgase nicht so ungesund (wie die der Autos der anderen Konzerne auch), wär’s zum Lachen: Das ganze seit vielen Jahren andauernde Diesel-Theater und das Ringen um bessere Atem-Luft von Millionen, Atem-Luft, die wir alle bekanntlich nicht nur zum Atmen, vielmehr zum Leben und zum Gesundbleiben dringend brauchen, insbesondere in den großen Städten und Ballungsräumen, wird durch den Slogan für die neue 8er Serie von BMW knackig auf den Punkt gebracht: Gebaut, um den Atem zu rauben! Gekonnter kann man es wirklich nicht ausdrücken!
Man versteht die Welt nicht mehr: Die EU verklagt die Bundesrepublik wegen Nicht-Einhaltung vorgegebener Auto-Abgas-Grenzwerte, die Bundesregierung – statt auf die Einhaltung ebendieser Gesetze zu drängen – schützt seit Auffliegen eines der größten industriellen Betrugsmanöver aller Zeiten die gangsterhaften Autokonzerne und die wiederum weigern sich in aller Offenheit immer noch hartnäckig (aber sehr erfolgreich), für die erforderlichen Hardware Nach- und Umrüstungen aufzukommen. Eine lehrreiche Geschichte, fast eine Fabel, aber ganz ohne den fabel-üblichen moralischen Schlussakkord: Denn von Moral kann hier beileibe keine Rede mehr sein, denn die Zeche werden am Ende zum einen die getäuschten Autokäufer und zum anderen die um bessere Luft zum Atmen betrogenen Abermillionen Bundes- und Stadtbürger zahlen.
Und die Krönung? Die Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten erhalten von BMW mehr als eine Milliarde Euro Dividende. Der Autokonzern hat in 2017 6,9 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Nach dem Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat sollte genau ein Drittel davon als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Da die Familie Quandt 46,7 Prozent der BMW-Stammaktien hält, bekommt sie von BMW von den 2,3 Milliarden Euro schlappe 1,1 Milliarden Euro auf ihr Konto überwiesen. Von daher ist mehr als einleuchtend, dass – weil ja auch noch die Kosten für die teure o.a. Werbung (Gebaut, um den Atem zu rauben) beglichen werden musste – nix mehr übrig bleibt für die Hardware Nachrüstung. So gute und bestimmt ebenso gewichtige Gründe haben die anderen Konzerne – VW, Audi, Daimler… – sicher auch.
Ob das gut ist für ein Land, wenn 5,4 Millionen Kinder arm sind bzw. aus der Armutsfalle schlecht oder gar nicht wieder heraus finden und ein Bruderpaar – neben den anderen Milliarden, die es ohnehin schon hat – für 2017 etwa 1,1 Milliarde zusätzlich bekommt, mag entscheiden, wer will. Aber gut für gar nichts ist es, dass sich ein derartiger Reichtum in privaten Händen zusammenballt, während viele Schulen mehr als marode sind, Lehrer und Altenpfleger an allen Ecken und Kanten fehlen, das Geld für Frauenhäuser nicht da sein soll. Die Liste der vielen weiteren, mehr oder weniger gravierenden Defizite in unserem eigentlich reichen Land ist lang und schmutzig, sprengt aber hier definitiv den Rahmen. Es beruhigt mich deshalb sehr, dass allein 2017 noch einmal 250.000 neue Millionäre dazu gekommen sind. Eine schöne Nachricht: Dann sind die Quandts und Klattens nicht mehr so allein.
Das ist alles ist nicht das Resultat der Kontinentalverschiebung, vielmehr das Ergebnis von falscher und inkompetenter Politik, die alles andere denn alternativlos ist.