Am Frühlingsanfang 2022 macht die HNA mal nicht mit dem Krieg in der Ukraine auf, sondern mit dem Seepferdchen. Es wird berichtet, dass der Rotary-Club Kassel mit 20.000 Euro Spendengeld dazu beitragen möchte, dass Kassels Kinder, deren Schwimmfähigkeit sich nach Experteneinschätzung in der Coronazeit noch einmal deutlich verschlechtert hat, das Schwimmen erlernen können. Das Seepferdchen ist das Frühschwimmerabzeichen, also Symbol dafür, dass die Kleinen 25 Meter auf Rücken und Bauch schwimmen und aus schultertiefem Wasser einen Gegenstand aufnehmen können. So weit, so gut. Keine Frage: Das ist natürlich und ganz ohne Abstriche eine gute, im besten Sinne wohltätige Sache. Denn die Fähigkeit zum Schwimmen senkt nun einmal die Gefahr, zu ertrinken.
Dass in besagtem Artikel, der mit Schwimmen und den Möglichkeiten, diesen Wassersport und das dazu gehörige wässrige Freizeitvergnügen auszuüben, zu tun hat, ausgerechnet Herrn Hilgen feiert und lobt, ist allerdings mehr als befremdlich. Natürlich nicht die Tat an sich, dass die Rotarier, deren nächster Präsident Herr Hilgen wohl sein soll, spenden für eine gute Sache, sondern dass mit keinem Wort erwähnt wird, welche Rolle gerade dieser Mann in seiner Zeit als Oberbürgermeister der Stadt Kassel bei der Schließung von Schwimmbädern hatte.

Denn eins ist klar: Wer schwimmen lernen, seine Schwimmfähigkeiten erhalten und dazu lernen möchte, braucht Orte, wo er oder sie das ausüben kann. Diese Orte sind Schwimmbäder. Und davon hat Herr Hilgen in seiner Zeit als Oberbürgermeister zwei geschlossen: Das zentrale Stadtbad Mitte (nomen est omen) und das Hallenbad Ost. Beide Schließungen waren und sind sowohl stadtplanerisch als auch sozialpolitisch ausgesprochen fatal und falsch. Dass die Herren Hilgen und sein damaliger Kämmerer, Dr. Barthel, beides Sozialdemokraten, auch noch die Bäder in Wilhelmshöhe und in Harleshausen schließen wollten: Diesen Plan haben die dortigen Bürgerinnen und Bürger erfolgreich durchkreuzt. Sie haben mit kreativem Widerstand und viel Eigeninitiative dafür gesorgt, dass auch heute noch in den sanierten Bädern in Harleshausen und in Wilhelmshöhe geschwommen werden kann: von Groß und Klein!

Fazit: Wer Schwimmen fördern will, muss also zuerst Schwimmbäder bauen, er- und unterhalten, sie aber nicht abreißen, verkaufen, schließen. Hinterher zu spenden mag öffentlichkeitswirksam sein und vielleicht lindernd. Auf Dauer ist Spenden aber nicht die richtige Lösung, schon gar keine nachhaltige.