Was für eine Überraschung: Just der Konzern, der sich seit Jahrzehnten in unglaublicher Weise als Umweltsünder in die Geschichtsbücher der Region eingegraben hat, genau der Konzern, der seit Jahrzehnten gegen geltendes EU-Recht und die sog. Wasserrahmenrichtlinie vom Oktober 2000 (!) verstößt, der die Werra und die Weser zu salzigen Abwässern gemacht, die Böden und den Untergrund der Region für Jahrhunderte ruiniert, die Trinkwassergewinnung in unvorstellbarem Ausmaß geschädigt und ganze Landschaften mit Salzgebirgen verschandelt hat, die ihrerseits wieder für Jahrhunderte mit ihrer ausgewaschenen Salzlast kommenden Generationen das Leben schwer machen werden: Eben dieser Konzern macht jetzt auf Aquaponik! Es ist zum Kotzen.
Nein, nicht die Aquaponik natürlich, d.h. die mehr oder weniger ausgeklügelte Kombination von Fischzucht in Aquakultur mit Hydrokultur. Diese Form der Produktion von hochwertigem Eiweiß findet seit mindestens 10 Jahren schon an ganz vielen Orten des Planeten experimentell, aber auch schon marktkonform statt – ist also mitnichten eine Erfindung von K+S und auch keine Innovation, die Kassel in den Mittelpunkt moderner Nahrungsmittelproduktion rücken würde, wie es der Artikel in der HNA vom 6. März 2018 glauben machen will.
Vielmehr ist das ein durchsichtiges, leicht zu durchschauendes K+S-Ablenkungsmanöver: Statt endlich in die richtige, durchaus vorhandene und verfügbare Entsalzungstechnik zu investieren, wie sie heute schon vielerorts erfolgreich praktiziert wird, weigert sich K+S stur und beharrlich, mit Rückendeckung unserer Bundesregierung und verschiedener Landesregierungen, diese Investitionen in den Umweltschutz und in den langfristigen Erhalt der Arbeitsplätze zu tätigen. Stattdessen gibt es jetzt einen Container mit Aquaponik in Kassel – enthüllt vom Oberbürgermeister. Nicht zu fassen!
Und dieses lächerliche Manöver fällt genau und ganz zufällig in die Zeit, in der das Regierungspräsidium Kassel die vielen ernsthaften Kritiker der sog. Oberweserpipeline im Rahmen des gesetzlich vorgeschriebenen Raumordnungsverfahrens in die Mehrzweckhalle nach Vellmar-Frommershausen eingeladen hat. Wie soll das ein passendes Bild ergeben? Hier das wahre Gesicht des seit Jahrzehnten uneinsichtigen Konzerns, der gegen geltendes Umweltrecht verstößt und diesen Verstoß jetzt noch mit einem 140 km langen Werrabypass krönen will, ein Bypass, der die Salzfracht lediglich zur Weser weiter transportieren soll, weil die Werra am Ende ihrer Aufnahmekapazität angekommen ist.
Gegen dieses von K+S anberaumte Planungsverfahren laufen nicht nur der BUND, die Werra-Weser-Anrainerkonferenz (WWA) und das „Aktionsbündnis Salzfreies Märchenland“ Sturm, vielmehr viele Kommunen und Landkreise. Insbesondere der Landkreis Kassel bleibt nach eigenen Angaben konsequent dabei, dass diese Fernabwasserleitung mit den dazugehörigen gigantischen Abwasserbecken abgelehnt werden muss.
Was die örtlichen Vertretungen zusammen mit den genannten Umweltverbänden zu Recht fordern, sind wirksame Investitionen in den Umweltschutz und damit Perspektiven für eine abstoßfreie Salzproduktion. Erst eine solche Produktion sichert die Zukunft des Salzbergbaus und die dortigen Arbeitsplätze.
Was die Region braucht, sind wirksame Investitionen und keine lächerlichen PR-Aktionen in Aquaponik. Darum kümmern sich andere!<