Der 7. Oktober 2025: 2. Jahrestag des blutigen Überfalls der Hamas auf Israel

Ich möchte, auch wenn wir heute wieder nur wenige sind, die in Solidarität mit den Opfern des 7. Oktober zusammenkommen, mein Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass OB Schoeller nicht mit uns hier steht und der israelischen Opfer gedenkt. Er tut das leider nicht, obwohl es längst um viel mehr geht als der Opfer des 7. Oktobers 2023 und der immer noch Entführten zu gedenken.

Es geht vielmehr um die Ängste der jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger dieser Stadt, die – wie zurzeit alle Juden auf der ganzen Welt – eingeschüchtert, verängstigt und verunsichert sind. Allüberall werden allein Israel die Folgen aus dem Massaker vom 7. Oktober 2023 angelastet. Und da Kassels Jüdinnen und Juden Teil der Bürgerschaft dieser Stadt sind, wäre ein öffentliches Bekenntnis zu ihnen und zu ihrem Sicherheitsempfinden eine überfällige Demonstration öffentlicher Solidarität gewesen. Heute wäre dafür ein idealer Tag.

Außerdem geht es um die Erinnerung an die Ermordeten und die im Krieg gegen die Hamas Gefallenen aus unserer Partnerstadt Ramat Gan. Es ist deshalb bedauerlich, dass OB Schoeller heute erneut nicht den Weg hierher gefunden hat, wo wir es sind, die wieder einmal die Namen der Ermordeten aus Ramat Gan aus der Anonymität an die Kasseler Öffentlichkeit holen. Kaum jemand gedenkt oder erinnert an diese 41 Menschen und ihre trauernden Angehörigen, mit denen wir als Kasseler Bürger eigentlich verschwistert und verbrüdert sein sollten? Wie schön wäre es, stünden wir hier nicht so ganz ohne die Würdenträger der Stadt, sondern z.B. zusammen mit dem eben diesem OB …

Aber, klar, es gibt auch den anderen OB:

Das ist der – und daran erinnern wir uns gut – der am 11.10.2023, auf einer Kundgebung vor dem Rathaus den Satz gesagt hat: „Wir stehen an der Seite der Menschen in Israel“! Damals verurteilte der OB deutlich das Massaker der Hamas als Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Er machte auch mehr als deutlich, dass seine Gedanken bei den Freunden der Partnerstadt seien, die Opfer der Hamas geworden sind … Für diese deutlichen Worte hat es zurecht Anerkennung gegeben, auch von uns. Und es stimmt, dass es von seiner Seite auch danach immer wieder positive Statements gegeben hat, so im Sarah Nussbaumzentrum und auf einer Gedenkveranstaltung auf dem jüdischen Friedhof … Das verschweigen wir natürlich nicht.

Dennoch bedauern wir, dass unsere diversen Versuche, direkt mit ihm in Kontakt und ins Gespräch zu kommen, nicht von Erfolg gekrönt waren. Wir wollten mit ihm darüber reden und gemeinsam nachdenken, wie die Stadt an die Hamas-Opfer in Ramat Gan auch in Kassel gedenken könnte bzw. wie man das sichtbar machen und öffentlich an ihren Tod gedenken kann. Irgendwo an einer geeigneten Stelle mitten in der Stadt. Und ich bin sehr sicher, dass es eine solche Stelle gäbe.

Und klar, nicht einmal das BgA träumt davon, dass es ein vergleichbares, weithin sichtbares Kunstwerk für die von der Hamas Ermordeten auf einem exponierten Gebäude der Stadt in naher Zukunft geben könnte. Ein solches ist ja gerade für Halit Yosgat und Walter Lübcke, die beide von rechten Killern ermordet worden sind, auf dem Dach des RP eingeweiht worden. So weit gehen unsere Vorstellungen und Forderungen natürlich nicht. Aber wenigstens eine Debatte darüber, in der Stadtverordneten-versammlung z.B., hätte es, so regten wir es an, durchaus geben können, wir meinen sogar geben müssen. Leider kam es bislang jedoch nicht zu einer solchen Debatte, wo ein günstiger Ort für eine Gedenktafel oder etwas Ähnliches sein könnte.

Dass der OB ein guter Redner ist, wir hätten ihm hier bestimmt auch Rederecht eingeräumt, hat er jüngst bei der Verleihung zum „Glas der Vernunft“ bewiesen. Er hat dort nicht nur dem hoch dekorierten und weltweit anerkannten Klimaforscher Mojib Latif in lobenswerter Weise gedankt für sein lebenslanges Engagement für den Klimaschutz, sondern in seinem Auftritt die Gelegenheit genutzt, auf große globale Fehlentwicklungen hinzuweisen. Und wenn er schon, heute – am 2. Jahrestag des 7. Oktober – nicht an unserer Solidaritäts-Aktion für die Ermordeten der Hamas teilnimmt: Diese Gelegenheit, diese große Bühne, hätte er sehr wohl nutzen können, um sich mit Israel und den Opfern unserer Partnerstadt zu solidarisieren und um an seine Rathausrede unmittelbar nach dem Pogrom der Hamas anzuknüpfen. Das wäre angesichts der propalästinensischen Aufmärsche allüberall mutig gewesen. Dazu kam es leider nicht. Stattdessen betrieb er wohlfeiles Trumpbashing. Mit Trump kritisierte er einen ziemlich erratischen und eitlen US-Präsidenten, der nach dem Friedensnobelpreis giert. Das aber kostet nichts, ist alles andere als schwer und lässt einen schön mitschwimmen im Mainstream. Und so waren die Feierlichkeiten zur Verleihung des besagten Preises eben kein Triumpf der Vernunft, von der dort so viel die Rede war, vielmehr war die Vernunft im verliehenen Glas ziemlich getrübt.

In meinen Augen auch deshalb, weil jede Solidarität mit den israelischen Opfern so gänzlich fehlte. Denn als der OB seine besagte Rede Ende Sept. hielt, war der 7. Oktober längst in Sicht.

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