Flughafen Calden: Weitere Millionen für Flughafensumpf

Auch wenn die Herrschaften, die uns diesen dämlichen Flughafen eingebrockt haben, keinerlei Schuldbewusstsein zeigen – von Selbstkritik kann auch keine Rede sein – gibt es dennoch Bewegung in der Angelegenheit. Zum einen werfen die Verletzung von Vergaberegeln und andere Unregelmäßigkeiten beim Ausbau des Flughafens einen langen Schlagschatten. Vermutlich wird hier bald, nachdem der Rechnungshof unüberhörbar Alarm geschlagen hat, die Staatsanwaltschaft aktiv werden. Falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten, falls es also stimmt, dass mit der Begünstigung regionaler Großfirmen Millionen an Zuschüssen unnötig verbraten worden sind, werden sich sowohl die Flughafengesellschaft Kassel GmbH (FGK) als auch der damalige FDP-Minister, Herr Posch, zu verantworten haben. Er soll, damals noch Mitglied im Aufsichtsrat von Bickhardt Bau, dafür gesorgt haben, dass eben diese Baufirma und die Fa. Hermanns aus Kassel den Löwenanteil der Aufträge erhalten haben. All das ohne korrekte und vorgeschriebene öffentliche Ausschreibung. Sollte sich herausstellen, dass die Kostenexplosion von 90 auf sage und schreibe mindestens 280 Millionen Euro am Ende auch mit diesen Mauscheleien auf höchster Ebene zu tun hatte, wäre es gut, wenn sich z.B. parlamentarische Untersuchungsausschüsse der Sache noch widmeten. Zum anderen hat die Höhe der Zuschüsse zum dauerhaft defizitären Flughafen, die nun die Steuerzahler noch für Jahre aufbringen müssen (13 Mio. Euro allein in 2014), allerorten Debatten ausgelöst. Einerseits kommt die Absurdität aller Prognosen erneut ans Tageslicht und andererseits zeigt sich, welch irre Subventionsvergleiche herangezogen werden, um das Projekt zumindest im Nachhinein noch in ein einigermaßen positives Licht zu setzen. Besonders die HNA tut sich damit hervor, selbst ja auch immer einer der Hauptgesundbeter des unsinnigen Projekts, den Tatbestand der verschleuderten Subventionen kleinzureden bzw. mit irrwitzigen Vergleichen zu rechtfertigen. Aber die Zahlen sprechen nun mal gegen das Projekt und gegen solche Vergleiche: Während in Kassel jeder Fluggast mit rund 125 Euro/Flug bezuschusst wird, erhält z.B. der Fluggast in Paderborn nur 2,60 Euro und der Fahrgast der KVG für ein Einzelticket sogar nur 55 Cent.* Und was soll der absurde Vergleich zwischen den Zuschüssen für Theater und Nahverkehr mit dem Zuschuss zum Flughafen in Calden? Eine Stadt wie Kassel kann ohne ein Staatstheater (wie auch immer die Zuschüsse dafür aufgeteilt werden) nicht existieren. Und ein Verzicht auf die Subvention des öffentlichen Verkehrs führt zum Zusammenbruch aller Mobilität, von den damit verbundenen Luft- und Umweltproblemen dann ganz zu schweigen. Der Verzicht auf den überflüssigen Flughafen dagegen führt nur zum Fortfall unnötiger, weiterer Geldverschleuderung! Einen „verschleppten“ Konkurs hat der Flughafen-Irrsinn ja schon verursacht: Würde das Land Hessen die Defizitanteile der Gemeinde Calden nicht zwischenfinanzieren, hätte diese nämlich schon Konkurs anmelden müssen. Zum dritten zeigt die Einigung in Bezug auf den Umbau des alten Flughafengeländes zum Gewerbepark zwischen Calden, Kassel und Landkreis auf der einen und dem Land Hessen auf der anderen Seite, dass die Rückstufung zum Landeplätzchen kein Spuk in ferner Zukunft, sondern vermutlich bald Realität ist. Hier musste das Land, obwohl dieses Gewerbeprojekt bei dem großen Überhang an solchen Flächen in Umgebung und Region so oder so ein neues Hochrisiko-Projekt darstellt, alle am Flughafen Beteiligten von jedem Risiko freistellen. Falls also die Rückstufung zum Landeplätzchen ggf. schon 2017 kommt (der Flughafencheck ist zwischen schwarz/grün für 2017 im Koalitionsvertrag fest vereinbart), hat das Land das bis dahin ausgegebene Geld für ein neues, von niemanden benötigten Gewerbegebiet allein am Hals! Auch bei diesem Projekt war es so wie beim Flughafen selbst: Kluge Ratschläge, so wie die der Fraktion der Kasseler Linken in der Stadtverordnetenversammlung, der Pilotenvereinigung, der Umweltverbände und der BI‘s verhallten ungehört. Der Unterzeichner liest schon jetzt in Gedanken die Headlines in den Zeitungen von 2019: Der Rechnungshof ist entsetzt über die gegen jeden Sinn und Verstand verschleuderten Gelder beim Ausbau des neuen, überflüssigen Gewerbeparks bei Calden!

Soweit zu diesem peinlichen Bauwerk, das zwar einigermaßen zeitplankonform fertig geworden ist, aber dennoch niemand braucht und das auch durch den Tatbestand kein bisschen weniger peinlich wird, dass man es mit dem Namen Kassel-Airport zu adeln versucht.

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