Gescheiterte Chefprojekte Salzmann und das technische Rathaus

Er hat sich seinen Ruf redlich verdient: Alles, was der ungelernte Stadtplaner und Projektmanager Hilgen bisher angefasst hat, darf man als grandios gescheitert bezeichnen. Hat er sich kurz nach seiner ersten gewonnenen OB-Wahl 2005 noch angemaßt, vorbei an dem dafür zuständigen Stadtbaurat, Herrn Witte, die große, neue Multifunktionshalle zur Chefsache zu machen, so hat er sich danach gar nicht mehr groß geziert, sondern gleich den Regiestab des Chef-Stadtplaners in der Hand behalten. Ein glückliches Händchen hat er dabei aber nicht gehabt: bis heute gibt es die heiß ersehnte Multifunktionshalle nicht, weder auf den Giesewiesen noch in Zusammenhang mit dem Industriedenkmal Salzmann. Und es gibt auch das Technische Rathaus nicht, mit dem Hilgen Geschichte schreiben und eben dieses bedeutende Denkmal im Osten Kassels retten wollte. Woran liegt das? Was hat Hilgen falsch gemacht? Wir können es erklären und spielen dabei nicht die neunmalklugen Besserwisser, die jetzt, im Nachhinein, wie alle anderen auch, schlauer sind. Wir kritisierten von Beginn an Hilgen’s Ziele, Wege und Methoden. Wer will, kann das anhand der Ausgaben dieser Zeitung und auch anhand unserer vielen Anträge, Anfragen und Redebeiträge in der Stadtverordnetenversammlung detailliert nachvollziehen bzw. nachlesen. U.a. unter http://kasseler-linke.de/.

Projekt 1 – Multihalle Giesewiesen
Dass die erträumte Multifunktionshalle für Kassel und ihre finanzielle Kraft einfach eine Nummer zu groß ist, hat Hilgen nicht erkannt und seine Berater nicht wahrhaben wollen. Im Schnitt braucht so eine Halle einen verlorenen kommunalen jährlichen Zuschuss von rund 1 Million Euro. Ein Blick nach Dresden, das zeitgleich von eben dem Investor in die Falle gelockt wurde, der von Hilgens Beraterteam für Kassels Halle ausgeguckt worden ist, hätte gezeigt: So viel Geld, um das jährliche Defizit eines privaten Hallen-Betreibers abzudecken, hat die Stadt einfach nicht gehabt. Daran scheiterte dann das Projekt letztendlich, trotz der 11 Millionen, die die Stadt für die Aufbereitung des Geländes um die Halle herum, für den Bau von Stellplätzen und für die verkehrliche Optimierung des gesamten Umfeldes aufzubringen bereit war. Noch mehr Mittel aufzuwenden für so ein Projekt – dessen Erfolg auch nach dem Bau alles andere gesichert gewesen wäre – war einfach nicht da und auch nicht zu verantworten. Unser Rat – mehrfach und vernehmlich vorgetragen – war logisch, einleuchtend und überzeugend: Die Stadt soll sich engagieren für die zeitgemäße Modernisierung der Eissporthalle und dabei ggf. sogar mit kommunalen Mitteln einmalig helfend eingreifen. Unser Rat wurde überhört und ignoriert, er wäre aber die beste Lösung gewesen. Denn damit hätte Kassel die richtige Halle in der richtigen Größe – und das alles an der richtigen Stelle der Stadt – bekommen! Dass auch der Standort Giesewiesen insgesamt kritisch war, u.a. wegen der Nähe zur ökologisch empfindlichen Karls- und Fuldaaue, wurde nicht zur Kenntnis genommen. Und so plumpste das ganze Projekt am Ende in den Graben.

Projekt 2 – Multihalle Salzmann
Statt mit Fachleuten – und die gibt es im Kasseler Rathaus sehr wohl – das Scheitern des ersten Multihallenprojekts zu analysieren und die Experten im Baudezernat einzubinden, behält Hilgen die Hosen des stadtplanerisch ambitionierten Groß-Managers gleich an und steuert, unbeirrt und beratungsresistent, auf seine nächste Pleite zu. Auch sein neuer Partner, Herr Rossing von der Investorengruppe ROSCO, der sich mit dem Erwerb des Industriedenkmals von Anfang an verzockt und übernommen hatte (weil er glaubte oder hoffte, dort einen großen Lebensmitteldiscounter unterbringen und realisieren zu können), träumt von der großen Halle, in der neben den Rolling Stones die in der DEL ganz oben mitspielenden Huskies und die eben falls im „Oberhaus“ Bälle werfenden Melsunger Handballer entsprechende Auftritte haben. Aber dass die Rahmenbedingungen auch bei Salzmann alles andere als passend waren – trotz der wieder fest zugesagten städtischen Millionen und der verschiedenen erfolgreich angezapften EU-Fördertöpfe wollte Hilgen nicht einsehen. Die viel zu nahe Wohnbebauung, die begrenzte Leistungsfähigkeit der umliegenden Kreuzungen für das Abfließen des PKW-Verkehrs vor und nach den Veranstaltungen führen, neben der Unrentierlichkeit des Gesamtprojektes zum Scheitern auch beim zweiten Anlauf für eine Multifunktionshalle. Denn auch bei dieser Halle hätte es eines permanenten öffentlichen Zuschusses in Millionenhöhe bedurft, damit die privaten Hallen-Eigner Gewinne machen können. Ansonsten siehe oben…. Damit war das zweite Hilgen’sche Großprojekt ebenfalls gescheitert.

Projekt 3 – Technisches Rathaus
Warum Hilgen – nach der 2. Hallen-Blamage – seinen Projektpartner Rossing beibehält und dem mit einer Mietgarantie für ein technisches Rathaus dessen riskanten Erwerb des Salzmann-Areals nachträglich vergolden will, wird sein Geheimnis bleiben. Männerfreundschaft, Erfolgsdruck – was auch immer da mit hineingespielt hat: wir wissen es nicht. Aber wie bei den anderen beiden Großprojekten müssen wir feststellen, dass auch dieses Projekt höchst unprofessionell und mit einer großen Portion Inkompetenz angegangen wird. Denn wer, wenn städtische Dienststellen an zu vielen Orten in der Stadt verteilt liegen (und dem ist in Kassel so), diesen Zustand mit einem positiven Ergebnis für den städtischen Haushalt, die Bediensteten und die BürgerInnen der Stadt ändern möchte, muss sich der Mühe unterziehen, ein komplexes Untersuchungsszenario in Gang setzen. Dabei ist u.a. zu entscheiden, ob bauen oder mieten die günstigere Variante ist. Außerdem muss untersucht werden, an welcher Stelle der Stadt die meisten positiven Auswirkungen generiert werden können mit einer so beachtlichen Investition und dann muss natürlich auch noch geklärt werden, welche Ämter bzw. Dezernate am besten für so einen Umzug geeignet sind. Hier ist nicht der Ort, noch differenzierter darauf einzugehen, wie man so eine Sache professionell und erfolgsorientiert anpackt. Es bleibt hier nur festzustellen, dass es so, wie es Hilgen angegangen ist, nicht geht. Denn Bettenhausen wird dadurch, dass man einen Deal mit Rossing macht und dabei (was natürlich positiv gewesen wäre) das schützenswerte Denkmal erhält, nicht automatisch zum richtigen Standort. Warum hat Hilgen z.B. nicht einmal den Vergleich angestellt, das technische Rathaus am Karlsplatz zu errichten? Dabei hätte man Stadtreparatur betreiben, den historischen Stadtgrundriss aufgreifen, Bürgernähe erhalten und den versprochenen Abbau oberirdischer PKW Stellplätze einlösen können. Aber nicht einmal zu einem solchen einfachen Vergleich ist es gekommen. Statt solche Untersuchungen und Vergleiche anzustellen, wird gleich das halbe Rathaus in den Osten verfrachtet, mit vielen nur schwer zu überblickenden Konsequenzen. Nachdem Rossing dann zum Schluss – trotz einer guten und sicheren Miete für 20 Jahre und 10.000 Quadratmeter, trotz der zugesagten Millionen aus dem kommunalen Haushalt der Stadt für Stellplätze und Verkehrsinvestitionen, trotz Mittel aus dem EU-Topf und trotz der Steuererleichterungen aufgrund seiner Investitionen in das Denkmal – abspringt, steht Hilgen vor einem erneuten Scherbenhaufen. Wieder nichts geschaffen für das Kassel-Geschichtsbuch. Wieder versagt. Wir stellen abschließend fest: Das bedeutende Industriedenkmal Salzmann bleibt ungesichert, die Altlasten dort sind nicht beseitigt, die Kulturschaffenden haben das Gebäude verlassen, die Multifunktionshalle wird nicht gebaut. Die Liste der unerreichten Ziele ist damit alles andere als vollständig, aber wir wollen unsere LeserInnen nicht langweilen. Was wir fordern und zu gerne erreichen möchten: In Zukunft sollen Profis mit den stadtplanerischen Großprojekten betraut werden, und keine Laien. Auch dann nicht, wenn sie gerade den Oberbürgermeisterposten bekleiden. Denn: Hilgen mag ja was von Verwaltung (im Allgemeinen) und Juristerei (im Besonderen) verstehen, von Stadtplanung und Projektmanagement aber versteht er nichts. Er hat, bei allem Respekt, als Stadtplaner und Stratege auf der ganzen Linie versagt. Wir hoffen, er lässt zukünftig andere ran und/oder hört – wenigstens das nächste Mal – auf gutgemeinten Rat.

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