Ein Nikolaus*, der keiner mehr sein darf!
Am 12. Dezember 2023 schreibt die HNA, relativ unaufgeregt, dass – vermutlich am Tag zuvor – ein 54-Jähriger Mann in Nikolaus-Kostüm, unterwegs zu einem Auftritt, zwischen Stern und Königsplatz, angefallen und belästigt wird. Von 5 bis 6 Jugendlichen. So um die 15 Jahre alt. Die kommen schimpfend und pöbelnd auf ihn zu. Rainer B., besagter als Nikolaus verkleideter Mann, erinnert sich noch an die Vokabeln, „Hurensohn“ und „Fettsack“. Die Jugendlichen fordern ihn saufrech auf, das Nikolaus Kostüm auszuziehen und lassen ihn wissen, dass das ihr Land sei, nicht seins!
Da sich Rainer B. weigert, sich vor den migrantisch aussehenden Jungs zu entkleiden, sie aber darauf bestehen und nun Hand anlegen, zerreißt das Nikolaus-Gewand und weist nach der Attacke der Jugendlichen größere Löcher auf. Das Glück war insofern auf der Seite von R.B., als er, nikolauskonform, eine Rute am Start respektive in der Hand hatte. Die lässt er, offensichtlich schmerz- und fühlbar, ins Gesicht des einen oder anderen niedergehen. Daraufhin flüchten die Jungs Richtung Martinskirche.
Bei der beschriebenen Szene gab es genug Zuschauer. Keiner hat etwas unternommen. Keiner kam R.B. zu Hilfe; einige lachten … Nun ermittelt der Staatschutz, weil ein politisches Motiv nicht ausgeschlossen werden kann.
Was können wir aus der beschriebenen Szene lernen? Und gibt es überhaupt etwas zu lernen, zu begreifen? Ich meine schon. Aber bevor ich erkläre, was sich meiner Meinung daraus ableiten lässt, erzähle ich vorher noch eine andere kleine Geschichte:
Die Kasseler-Linke, das ist etwas anderes gewesen, als die Partei Die Linke, die sich im Bundestag gerade in Auflösung befindet und die in Hessen jüngst aus dem Landtag geflogen ist. Die Kasseler Linke ist – u. a. von mir und einigen anderen Parteilosen Linken wie auch parteilich gebundenen Personen 2005 gegründet – ein Personenbündnis gewesen, das über viele Jahre hinweg respektable Wahlergebnisse erzielt hat auf der Basis einer ausgesprochen anerkennenswerten und guten Parlamentsarbeit in der Stadtverordnetenversammlung. Der Auf- und Niedergang dieses Bündnisses im Lauf der Jahre ist ein anderes Thema und steht nicht in Zusammenhang mit dem hier zu Beschreibenden.
Für dieses Bündnis habe ich, als verantwortlicher Redakteur, mehr als 20 Zeitungen produziert und viele Artikel geschrieben. Zuerst, solange ich noch im Planungsamt aktiv war, unter Pseudonym (Drake Schmidt), später dann unter meinem Namen. Nach den Kommunalwahlen 2016 und dem damaligen guten Abschneiden unseres Bündnisses schrieb ich in der Zeitung, die sich, wie könnte es anders sein, LinKSzeitung, nannte, über alle in die StaVo eingezogenen Parteien eine entsprechende Einschätzung und natürlich auch ein großes Lob zu und über die Kasseler Linke. Über die AfD, die damals auch ins Kasseler Parlament einzog, schrieb ich, und das ist der Bezugspunkt zum oben geschilderten Ereignis:
Aber auch wenn es heute mit der AfD die Falschen sagen: An einer großen gesamtgesellschaftlichen Debatte, in allen Parteien und Gruppierungen um den Islam, kommt niemand mehr vorbei. Natürlich hat die übergroße Mehrheit der Muslime in Kassel und andernorts nichts zu tun mit Islamismus und Terror – sie sind zum Teil ja selber Opfer. Aber alle Terroristen berufen sich auf den Islam und entsprechende Textstellen im Koran. Das zu verschweigen, führt nicht wirklich weiter. Neue Denkansätze müssen her, sonst können aus dieser Unterlassung wahrhaft große Probleme erwachsen.
Wegen dieses Abschnitts auf der Seite 7 der Ausgabe 23 in der Einschätzung über das Abschneiden der AfD verlor ich meinen „Posten“ und bin meinen „ehrenamtlichen Job“ losgeworden. Mit dürren Worten des Dankes und Lobes für die Jahre davor, aber einer klaren Ansage: In der sich links fühlenden Fraktion hätten islamkritische Positionen keinen Platz. Die Passage in meinem Artikel sei antimuslimischer Rassismus o. ä. und dafür gäbe es keinen Raum in einer linken Zeitung. Was antimuslimischer Rassismus ist, der bei der AfD ja offen und stilbildend sehr wohl vorhanden ist, wurde nicht ge- und erklärt. Mit meinem Widerspruch, dass meine Einlassungen nicht das Geringste mit antimuslimischem Rassismus zu tun hätten, vielmehr mit Kritik am islamischen Kosmos und Machtanspruch, kam ich nicht durch.
Inzwischen leben wir in Europa in anderen Zeiten: Lehrer und andere werden auf offener Straße von Islamisten geköpft, was bis heute in einer langen islamischen Tradition steht. Nach den IS-Zeiten findet die Praxis aktuell im Irak und Afghanistan fleißig Anwendung. Und es werden wieder Synagogen angegriffen … Die Universitäten sind teils im Griff oder zumindest unter dem Druck von islamistischen Stoßtrupps und ihren verharmlosenden (oft linken oder pseudolinken) Mitstreitern. Der 7. Oktober im Süden Israels wird, wie der 11. September in New York, eine Art Zeitenwende einläuten. Und die documenta 15 hat ja auch schon die hier lebenden Jüdinnen und Juden in Angst versetzt und stark verunsichert.
Aber was, das ist nun die Frage, hat das eine mit dem anderen zu tun? Also die Attacke auf den Nikolaus in der Unteren Königsstraße am 12. Dezember 2023 mit meinem Rauswurf aus dem Zeitungskollektiv der Kasseler Linken 2016? Die Antwort ist einfach: Auch wenn zwischen Sommer 2016 und Dezember 2023 nur 7 ½ Jahre liegen, ist der offene Angriff auf den als Nikolaus* in der Vorweihnachtszeit verkleideten Mann eben auch das Ergebnis der unterlassenen großangelegten gesellschaftlichen Debatte über Islamismus und den Politischen Islam, eine Debatte, die zu Konsequenzen hätte führen müssen. Auf vielen gesellschaftlichen Feldern. Denn auch bei aller Anerkennung von Fehlern bei der Integration von Geflüchteten und Eingewanderten hätte klar sein müssen: Wer sich mit dem, was viele in dieser großen Menschengruppe mit nach Europa bringen, und zwar nicht im Handgepäck, vielmehr im Kopf
- in Form von lange angelernten und tradierten Frauenbildern,
- in Form von Auffassungen über andere Kulturen und Glaubensrichtungen,
- in Form vom Umgang mit Abweichlern aus den eigenen Reihen,
- in Form von Überzeugungen für einen islamischen Gottesstaat und vor allem
- in Form eines massiven, kranken Judenhasses und eines ebensolchen Bildes vom Staat Israel
nicht auseinandersetzten will, muss mit schmerzhaftem Erwachen rechnen. Einem Erwachen, das nun mit dem nach dem Holocaust schlimmsten Massaker an Jüdinnen und Juden im Süden Israels zusammenfällt. Aber eben auch mit neuen Formen von Antisemitismus und Israelhass, wie er sich nach dem 7. Oktober auf den Straßen der Bundesrepublik austobte: Jubelnde Hamasfreunde verteilen Süßigkeiten. Große Freude also über die barbarischen Gewaltakte und kein Gramm Mitgefühl oder Empathie für die Familien der Ermordeten und Entführten.
Man darf es einfach nicht vergessen und klein reden: Die Agenda des politischen Islam ist auf eine Übernahme der Macht, auch in Europa gerichtet. Wer das für absurd hält, sollte sich die Mühe machen und das Buch, DIE UNTERWERFUNG von Michel Houellebecq lesen. Aber auch der Koran hilft weiter, denn er ist mehr als eine Handlungsanweisung zum Beten und religiösem Verhalten, wie es vielleicht im 7. Jahrhundert nach Christus angebracht gewesen schien. Er ist ebenso Regelwerk zur Staatsführung und Machtaneignung und gibt vor, wie Religion und weltliche Macht zusammenzuführen sind. Laizismus und Trennung von Staat und Kirche gibt es in diesem Kosmos nicht, vielmehr klare Vorgaben zum Herbeiführen und Erkämpfen eines Gottestaates, wie er uns heute beispielhaft und lupenrein im Iran gegenübersteht.
Und wenn gerade Linke einen Diskurs über den Islam unterdrücken oder für überflüssig halten, obwohl er viele überaus bedeutende gesellschaftliche Problemfelder berührt, schlagen sie sich, wissentlich oder unwissentlich, auf die Seite der Kräfte, die die hart erkämpften Werte – Demokratie, Frauenrechte und soziale Errungenschaften … – geringschätzen, verachten und oft genug direkt bekämpfen. Solidarität mit solchen Kräften ist eine Gefahr, ein Missverständnis. Und alle diese Problemfelder werden weiterwachsen, solange die ungeregelte Zuwanderung weiter zunimmt.
Jetzt, leider erst nach dem blutigen Massaker vom 7. Oktober und dem hasserfüllten Jubel über eben dieses Massaker auf unseren Straßen, beginnt sie endlich, diese überfällige Debatte. Jetzt wird auch bei uns, längst überfällig, über die DITIB und andere Organisationen, die bis zum 7. Oktober offen für die Hamas und das mörderische Iran-Regime Werbung machen durften, geredet. Teils werden einschlägig bekannte Organisationen verboten. Viel zu spät natürlich, nach allem, was über deren Aktivitäten schon lange bekannt war. Aber es ist etwas in Bewegung gekommen!
Für viele in der Vergangenheit schon Angegriffene, Verunglimpfte (siehe unseren Nikolaus aus Kassel in der Unteren Königsstraße) und Ermordete (siehe den 2018 enthaupteten Geschichtslehrer Samuel P.) gibt es natürlich keine Hilfe mehr. Aber es bleibt immerhin die Hoffnung, dass zukünftig – wenn die von mir so dringend geforderte umfassende Debatte Wirkung zeigt – zukünftig keine Lehrer mehr sterben müssen, wenn sie Mohammed-Karikaturen erläutern und in dem Zusammenhang die Bedeutung von Presse- und Religionsfreiheit erklären. Lassen wir uns damit jedoch zu viel Zeit, könnte es leicht zu spät werden: Und Houellebecq hätte am Ende recht mit seiner extrem negativen Sicht auf die Zukunft Europas.
*Unser Nikolaus kommt vom Altgriechischen Nikólaos und findet über das Mittelalter hinweg weite Verbreitung unter Bezugnahme auf Nikolaus, der im 4. Jahrhundert Bischof von Myrna in Lykien war. Um seine Person bildeten sich zahlreiche Legenden, deren biografische Inhalte sich mit denen des 564 gestorbenen Abtes und späteren Bischofs von Pinora, Nikolaus von Sion, vermischten. (Siehe auch Wikipedia)
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