Laudatio für Michael Murx – Vernissage 1. Februar 2024 im Hallenbad Ost
Dass Michael mich, seinen Freund, ausgewählt hat, bei der Eröffnung seiner heutigen Ausstellung hier im ehemaligen Hallenbad Ost etwas über seine Kunst zu sagen, also einzuführen in sie, habe ich ihm nicht ausreden können. Sonst stünde ich jetzt ja nicht hier … Ich bin Stadtplaner und verstehe von Kunst, Kunstgeschichte, aber auch von Malerei wahrhaftig nicht genug, um für diese Art von Kunst, die Sie sich heute ansehen können und sollen …, in geeigneter Form zu werben bzw. sie professionell zu besprechen. Wer ihn aber näher kennt, diesen Herrn Deutschmann, alias Michael Murx, weiß wie stur er sein kann. Zu meinen Bedenken meinte er nur: Sag doch einfach, wie begeistert du von meinen Bildern bist und warum Du in Deinem Haus so viele davon aufgehängt hast. Lass deinen Gefühlen, die meine Bilder bei dir auslösen, freien Lauf … Aber sowohl Gefühle als auch der freie Lauf haben so ihre Tücken, wie wir alle wissen. Deshalb ist das eben nicht ganz so einfach für mich!
Übergang: I’ll do my very best …
Farbe – das kann man nicht übersehen schon im ersten Moment, wenn man diesen für Michaels Kunst so ausgesprochen idealen Raum betritt – Farbe ist sein Ding, noch besser: das Ausdrucksmittel par excellence bei seinen Werken. Mit diesen regelrechten Farbexplosionen, die sich in den allermeisten seiner Bilder abspielen, erzeugt Michael unglaublich faszinierende Effekte. Es ist nicht ganz so leicht, sich der fast sogartigen Wirkung seiner Bilder zu entziehen. Wie allerdings Michael das magische Leuchten der Farben hinbekommt: Das bleibt wohl sein Geheimnis!
Bewegung und Dynamik ein weiteres Merkmal seiner Kunst. Auch wenn das vielleicht nicht immer so deutlich auszumachen ist, wie die ganz offensichtliche Bedeutung der Farben, so ist doch – auch wer ihn seinem Atelier noch nicht hat malen sehen – Bewegung und Dynamik ein ganz wesentliches Element seiner Arbeit. Nach dem an die Wand Tackern der mehr oder weniger großen Leinwände, wird, meist einfarbig grundiert. Und dann beginnt, teils in vielen verschiedenen Etappen, das Auftragen der Farben, die Überlagerung der verschiedenen Farbschichten. Dieser Prozess der Auseinandersetzung mit der Farbe, ihren Schichten und Wirkungen, dauert bis genau zu dem Punkt, wo es für Michael gut ist. Und dann ist Schluss. Feierabend. Pinsel, Spachtel oder was auch immer – es kann auch mal ein Golfschläger sein – haben dann ausgemalt, ihre Schuldigkeit getan.
Die Dreidimensionalität, die auch sehr wichtig ist bei Michaels Kunst, spürt man am ehesten bei größerer Nähe. Und wer dann diesen Eindruck der Vielschichtigkeit des Farbauftrags mitnimmt fürs Anschauen aus größerer Entfernung (was gerade hier in diesem Ausstellungsraum besonders gut funktioniert!), der spürt die Wirkung des gebirgigen Farbauftrags. Diese Dreidimensionalität und die raumgreifenden Strukturen seiner Arbeiten, mit geradezu urwüchsig-künstlerischem Instinkt aufgetragen, machen einen ganz wesentlichen Teil des Zaubers seiner Bilder aus.
Das Format ist auch ein Markenzeichen von Michaels Kunst. Natürlich hat er auch viele kleinere oder mittelgroße Werke geschaffen, die ohne das Großformat auskommen. Also: auch das kann Michael Murx. Aber am besten, so finde ich, entfaltet sich das schöpferische Können in den großen Formaten, von denen dieser Raum hier so überdeutlich erfüllt, ausgefüllt ist.
Der Wandel – so sehr auch Farbe, Dynamik, Vielschichtigkeit und Format das Werk von Michael bestimmen – ist ebenfalls ein wichtiges Element seines künstlerischen Wirkens. Mit etwas Übertreibung lässt sich sagen, dass Michael sich mit seiner Malerei in gewissem Umfang immer wieder neu erfindet. Auch das signalisiert fast schon der erste Blick, wenn man ihn über die rund fast 40 großformatigen Bilder schweifen lässt. Alle Bilder sind Unikate, es lässt sich keine wirkliche Wiederholung ausmachen. Unterschwellig ist hier wohl die Suche nach der für ihn besten Ausdrucksform der entsprechende Antrieb. Auf dem Erreichten, das ist ja nicht nur in der Kunst so, darf oder sollte man sich nicht ausruhen … Und für Michael kommt so was schon gar nicht in Frage.
Die Spontaneität ist ein letztes wichtiges Merkmal von Michaels Kunst, auf das ich aufmerksam machen möchte. Sie, also seine entsteht in der Regel in und während eines kreativen Mal- und Schöpfungsprozesses, weniger geschwollen in der „Produktion“ – Anführungsstrichen … Michael ahnt während dieses Schöpfungsprozesses selbst nicht, was, salopp gesagt, am Ende rauskommt oder wie das fertige Werk, Bild schließlich aussehen wird. Nichts ist geplant, fast nichts wird vorgezeichnet. Nur ganz wenige seiner Werke beruhen auf Skizzen oder anderen zeichnerischen Vorarbeiten.
Seit ich Michael kenne, das ist so um die 15 Jahre her, malt er. Mehr oder weniger dauernd. Er befindet sich seitdem, so meine Beobachtung, in einer Art Dauer-Mal-Zustand. Er kann, das ist zumindest mein Eindruck, nicht leben oder sein, geschweige denn glücklich sein, ohne zu Malen. Ich glaube, er muss malen, um zu sein! Das klingt zwar theatralisch, ist aber vermutlich so. Und je näher man an ihm dran ist, desto klarer wird das. Malerei, so wie er sie betreibt, ist seine ganz eigene Form der Entäußerung, des Sprechens, des Zeigens, was ihm wichtig ist, was in ihm steckt, was ihn ausmacht.
Und all das hat sich gesteigert, so mein Eindruck in den vergangenen Jahren, sichtbar und eindeutig ab 2009. Mehr oder weniger seit Michael sein Atelier im Philosophenweg gefunden hat. Zwischen diesem Ort, magisch will ich das nicht nennen, besser wäre vielleicht befördernd, vorantreibend, also zwischen Atelier und Michaels Schaffen, gibt es bestimmt einen Zusammenhang. Nicht dass er es dort gelernt hätte, sein ausdrucksstarkes, explosives und farbmächtiges Malen, nein, das nicht, aber der Ort hat sich in hohem Maße positiv für sein Schaffen ausgewirkt.
Natürlich hat Michael nach seinem Kunststudium in Hamburg immer gemalt, sich immer mit Kunst auseinandergesetzt. Aber das, was wir hier und heute sehen, so überaus präsent und sprechend, das gibt es nach meiner Beobachtung erst seit den besagten letzten ungefähr 15 Jahren.
Wäre ich vom Fach, gäb‘s garantiert noch viel zu sagen. Man könnte sicherlich Bezüge zu anderen Kunstrichtungen und zu anderen teils verry berühmten Malerinnen und Malern herstellen. Aber kurz sollen meine gefühlsbetonten Erläuterungen ja auch noch sein: Deshalb nur noch eine besondere Eigenheit von Michael und seinen Umgang mit der eigenen Kunst: Einen schwungvollen Namen, ein Signet, Titel oder etwas Ähnliches sucht man auf der Vorderseite seiner Bilder vergeblich. Alles Derartige findet sich, wenn überhaupt, nur auf der Rückseite: Dort gibt’s eine Künstlerunterschrift als Signet, ein Datum, manchmal, aber nur selten, einen Titel und eine fortlaufende Nummer. That’s it.
Ganz zum guten Schluss gibt’s noch einen bedeutenden Murx’schen Sinn-Spruch zu Kunst und Kunsttheorie im Allgemeinen: KUNST IST KUNST, ALLES ANDERE IST ALLES ANDERE. Ich hoffe, Sie stimmen mir schon jetzt zu, wenn ich mich dazu aufschwinge zu behaupten: Michael Murxens Kunst gehört genau nicht zu allem anderen!!