Für ein Hallenbad im Herzen der Stadt
Auch wenn Dr. Barthel so tut, als habe er alles im Griff, auch wenn er sich prophetisch gibt und meint, dem staunenden Publikum schon heute, über Jahre im Voraus, taggenaue Eröffnungstermine neuer und fertig sanierter Schwimmbäder bzw. die Schließung von abzureißenden verkünden zu müssen: das ist natürlich alles kalter Kaffee und entbehrt jeder Professionalität.
Alles wird ganz anders kommen, denn was da in der letzten Zeit, scheinbar gutachtengestützt, unter die Leute gebracht und veröffentlicht worden ist, entbehrt teilweise jeder vernünftigen Grundlage. Was Kassel jetzt – nach Jahrzehnten des konzeptionslosen Sparens bei den Schwimm- und Hallenbädern – braucht, ist Besonnenheit zum einen und eine tragfähige, gründliche Bestandsaufnahme des Zustandes aller Bäder zum anderen. In Teilen liegt das sogar schon vor. Im Anschluss daran muss von den Fachämtern der Verwaltung (durchaus in Zusammenarbeit mit externen Bäderexperten) ein Gesamtkonzept erarbeitet werden, das auf alle Fragen – Anzahl und Qualität der Bäder, Standorte, Anforderungen der Schulen und Vereine, Kosten und langfristige Belastungen etc. – eine schlüssige Antwort gibt. Im Anschluss an die Entwicklung dieses Konzepts, das durchaus verschiedene alternative Lösungen und Standorte enthalten kann, eröffnet der Magistrat eine breit angelegte Debatte, in die die Schulen, Vereine und Gruppen von Schwimmbadnutzern einbezogen werden. Erst danach beginnt der parlamentarische Prozess, an dessen Ende dann, irgendwann im Herbst 2009, ein verbindlicher Beschluss der Stadtverordnetenversammlung steht. So in etwa stellen wir und viele andere in Kassel uns den Weg vor, den die Stadt gehen sollte, wenn sie sich aufmacht zu einer sozial verträglichen und umweltfreundlichen Lösung der Bäderfrage.
Was aber macht der Magistrat? Statt sich in etwa an das o.a. ausgeführte Vorgehen zu halten (und damit wäre er wirklich gut beraten gewesen), lässt er Herrn Dr. B. von der Leine bzw. auf das Bäderthema los. Aber warum eigentlich?? Zum einen gibt es im Magistrat doch Herrn Stadtbaurat Witte, der dort u.a. den Stadtplanungsjob macht und auch dafür bezahlt wird; aber auch noch OB Hilgen, der sich z.B. beim Thema Multihalle als strategischer Stadtplaner versucht hat!! Also: warum darf Witte seine Arbeit nicht machen und warum hält sich der OB so seltsam zurück?? Hat Dr. B. vielleicht nicht genug zu tun?? Das kann eigentlich ja nicht sein. Denn auch wenn er der schlechteste Sozialdezernent seit Jahrzehnten ist, auch wenn er sich als Kämmerer in all den Jahren in keiner Weise mit Ruhm bekleckert hat, zu tun hat er eigentlich genug. Oder ist er einfach nur vorgeprescht, damit er für seine Wiederwahl was zum Vorzeigen bzw. Fakten geschaffen hat, hinter die der Rest des Magistrats glaubt, nicht mehr zurückgehen zu können?? Wie dem auch sei: Uns ist das ziemlich „wurscht“, denn bei der Debatte um die Zukunft der Bäder dürfen solche Erwägungen eigentlich keine Rolle spielen, vielmehr geht es darum, die für die Stadt beste Lösung zu finden.
Und auch wenn wir nicht von uns behaupten wollen, das Gesamtergebnis, die „beste Lösung“ schon in allen Punkten im Kopf zu haben, so steht für uns doch eines fest: Das Stadtbad Mitte, auf einer durch Ankauf des Nachbargrundstücks vergrößerten Fläche, muss Dreh- und Angelpunkt eines vernünftigen Bäderkonzepts sein. Dieser Standort hat alles, was für das „Basishallenbad“ der Stadt unverzichtbar ist: ideale Lage und optimale Erreichbarkeit für alle die, die auf den öffentlichen Verkehr angewiesen sind. Damit ist das „alte“ Hallenbad in der Mauerstraße für uns auch immer das neue Stadtbad Mitte: zukünftig mit einer attraktiven Fassade zur Kurt – Schumacher – Straße hin, möglicher Weise hervorgegangen aus einem hierfür ausgelobten Wettbewerb.
Während Dr. B. – dessen Horizont leider beim rein buchhalterischen Sparen aufhört und der sich außerdem übertriebene Hoffnungen in Bezug auf mögliche Erlöse beim Verkauf des Grundstücks Stadtbad Mitte macht – bei seiner Schnellschusstherapie für die „kranken“ Kasseler Bäder vor allem auf die Reduzierung der Anzahl der Bäder zielt und genau den Standort für das zentrale citynahe Bad im Vorfeld dicht machen will, sind wir genau gegenteiliger Meinung: wir halten das große Kombibad am Auedamm für den sensiblen Grün- und Erholungsbereich der Stadt – im Herzen von Karls- und Fuldaaue – für ungeeignet und außerdem für schlecht erreichbar. Die hohen Dauerkosten für eine deutlich verbesserte Busfrequenz auf dem Auedamm würden den Haushalt auf Jahrzehnte schwer belasten und machen am Ende doch die Erreichbarkeit nicht wirklich gut.
Wir verlangen vom Magistrat, die Bäderdebatte in professionelle Hände zu geben und Dr. Barthel diese Aufgabe mit sofortiger Wirkung zu entziehen. Niemand wird vermutlich verhindern können, dass sich Dr. B. sich zu Wiederwahl stellt und selbst uns wird es nicht möglich sein, dafür zu sorgen, dass den Kasseler Bürgerinnen und Bürgern weitere 5 Jahre ein Dr. B. erspart bleibt. Aber den Antrag, die Debatte um die Kassler Bäder zu professionalisieren und damit zu versachlichen, wird niemand verhindern können.